Szene 2

Kasper. Beppo.

 

(Kasper und Beppo stolz mit einem Kuchen, z. B. einem Krapfen)

 

KASPER: Oh, Beppo, ist der nicht phantastisch, unser Kuchen?

 

BEPPO: Ja, ja, schon nicht schlecht.

 

KASPER: Wenn ich nur auch mal so etwas Schönes zum Geburtstag bekäme, Beppo.

 

BEPPO: Sag mal – wenn das ein Geburtstagskuchen sein soll...

 

KASPER: Ja freilich.

 

BEPPO: Braucht er nicht noch eine Kerze?

 

KASPER: Ja logisch, eine Kerze! Sonst ist’s doch kein Geburtstagskuchen, sondern ein Allerweltskuchen, den kann jeder fressen an jedem Tag; das geht nicht, das müssen wir verhindern, Beppo, kapiert? Das ist unser Kuchen, den die Gretl zu ihrem Geburtstag bekommt. Sonst gar niemand, kapiert?

 

BEPPO: Ja, klar.

 

KASPER: Also, darüber brauchen wir doch nicht diskutieren, oder? Das ist Gretls Kuchen, fertig. Man muß doch nicht immer wegen allem streiten.

 

BEPPO: Nein, nein.

 

KASPER: Also, gehe ich jetzt und kaufe eine Kerze und du paßt auf den Kuchen auf, kapiert? Dass ihn keiner wegnimmt.

 

BEPPO: Alles klar.

 

(Kasper geht ab.)

 

BEPPO: (Immer langsamer werdend, auf den Kuchen schauend.) Kuchen – guter Kuchen – Gretls Geburtstagskuchen. (Schläft ein, schnarcht.)

 

KASPER: (Kommt zurück.) Hab ich es mir gedacht. Schläft der. War ja klar. – Ich will nur ein kleines Stückchen probieren. (Nimmt ein Stück von dem Kuchen.) Hm. Der ist aber lecker. Da will ich gleich noch mal. (Ißt den ganzen Kuchen unter lauten Bekundungen, wie gut er denn sei.) Oh – schon weg. Ist schnell gegangen. – Hm. – Muß ich wohl einen neuen machen.  – Hm. – Macht aber auch ganz schön müde, so ein Kuchen. Vielleicht schlaf ich auch kurz. Wacher Bäcker – Kuchen lecker, sozusagen. (Legt sich auch hin und schläft.)

 

BEPPO: (Wacht auf.) Ihr werdets nicht glauben, was es mir für einen Blödsinn geträumt hat: Da war ich so müde, – im Traum freilich -  weil ich mich an einem Kuchenmesser gestochen hab, so müd war ich, dass ich gleich eingeschlafen bin im Traum und geschlafen hab, hundert Jahre lang und der Beppo war ich gar nicht mehr, sondern eine Prinzessin – hei, war ich schön – im Traum.  Und dann ist da so ein damischer Prinz gekommen und hat mich geküßt – Pfui Teufel -, so dass ich aufgewacht bin im Traum. So war das, jawohl. (Sieht, dass der Kuchen weg ist.)

Oh nein. Wie kann das ein? Da hat jemand den Kuchen gestohlen. Diebe! Wenn der das merkt. Der nimmt mich nicht mit auf das Fest. Schnell, ich muß einen neuen Kuchen machen. (Ab.)

 

KASPER: (wacht auf.) Hm. – Jetzt habe ich geträumt, dass ich den Kuchen gar nicht gegessen habe, sonst wär er ja noch da, wenn ich es nicht nur geträumt hätte. Aber was hilft’s? Geburtstag ist Geburtstag. Da muß ich noch mal ran. Hoffentlich krieg ich nicht wieder so einen Hunger. (Ab.)

 

BEPPO: (Kommt mit Kuchen.) So. das wäre geschafft. Wo ist denn der Kasper? Ist der jetzt böse auf mich? Kasper, das hab ich doch nicht gewollt. Kasper, wir sind doch Freunde. Ich habe auch schon einen neuen Kuchen gemacht. (Stellt diesen ab und geht „Kasper“ rufend nach draußen.)

 

KASPER: (Kommt mit einem weiteren Kuchen zurück.) Ja, da schau her. Da ist ja schon ein Kuchen. Alles klar. Dann haben wir jetzt zwei. Kann sie zwei Mal Geburtstag haben heute. – Dann habe ich also nur geträumt, dass ich den Kuchen gegessen habe und auch nur geträumt, nur geträumt zu haben, den Kuchen nicht gegessen zu haben, in Wirklichkeit habe ich ihn gar nicht gegessen. Prima.

 

BEPPO: (Kommt und sieht den zweiten Kuchen.) Kasper! Wie gibt’s jetzt das?

 

KASPER: Habe ich mir gedacht: Wieso soll die Gretl nicht zwei Kuchen kriegen? Kann man doch schon mal schenken, oder? Arm dran ist schließlich besser als Bein ab.

 

BEPPO: Eben.

 

KASPER: Ich sag’s dir: Diese Schafferei, die macht mich müde.

 

BEPPO: Wem erzählst du das? Ich bin den ganzen Tag schon so kaputt. Ich schlaf auf den Kuchen ein.

 

KASPER: Jedes Mal Mehl kaufen, Teig machen. Ofen auf... (Immer langsamer.)

 

BEPPO: Teig rein...

 

KASPER: Ofen zu.

 

 

BEPPO: Ku-chen backen.

 

(Kasper schläft ein.)

 

BEPPO: Halt! Einer soll wach blei-ben... (Schläft auch ein.)

 

 

 

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