So schnell kann’s gehen
Traum im Herbst

Treffen auf dem Friedhof. Mann und Frau, die sich Jahre nicht gesehen haben und sich nun sprach-, nicht wortlos gegenüberstehen auf einer Bühne mit einem großen Zylinder in der Mitte und Kies überall auf dem Boden, schwierig zu gehen. So startet Traum im Herbst in der Inszenierung von Luk Perceval und fast so endet er auch. Es passiert nicht viel, ein halbes Leben. In Stichpunkten aufleuchtend auf dem Friedhof, zu dem seine Großmutter, sein Vater und zuletzt sein Sohn getragen werden.
Es braucht dazu keine Umbauten, keine Lichtwechsel, nur ein paar Metallstühle, die von der Seite hereingetragen werden, man will sich ja auch mal setzen in einem halben Leben oder hinlegen zum Sterben. Dazu die Sprache Jon Fosses, die die Menschen, denen er sie in den Mund legt, stumm werden lässt voreinander vor Nichtbegreifen.
Und es zieht an einem vorbei und man fragt sich fasziniert: War das etwa schon alles? Kann man nicht noch eine Verlängerung buchen? Aber nein, das war doch schon der Tod, dem schaut man eine Zeitlang zu und dann zum letzten Mal. Schön eigentlich, das Leben.

Willibald Spatz
10. Februar 2004

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