Krimi und Telenovela auf der Straße
Zwei Theatergruppen spielen in Dinkelscherben

Von Erna Aumann

Dinkelscherben Theater auf der Straße: Beachtliche darstellerische Leistungen gibt's noch zweimal in der Augsburger Straße in Dinkelscherben zu sehen. Die "Tramoedians" aus dem Landkreis Augsburg und die Münchner Gruppe "MOTA" begeisterten ihre Zuschauer bei den ersten Vorstellungen eines Kriminalstücks sowie einer Komödie im Stile einer "Telenovela".

Zunächst agierten die Tramoedians, sieben ausgekochte Spezialisten mit beachtlichen darstellerischen Fähigkeiten: Christine Mayer, Katrin Zott, Boffi Freundlinger, Lorenz Wiedemann sowie die "Spatzenfamilie" Elisa, Johannes und Willibald Spatz.
Von Friedrich Pilsner stammte das dargebotene Kriminalstück mit dem Titel "Das Leben an". Zur Handlung: Ein brutaler Überfall hält Deutschland in Atem. Der ermittelnde Kommissar Herman Hermann (Lorenz Wiedemann), der beim letzten Raub selbst eine Kugel abbekommen hat und im Bett liegt, muss dem bösen Treiben der Gangster am Radio zuhören. Seine Krankenschwester (Katrin Zott) führt ihn schließlich im Rollstuhl zurück zur Ermittlung. Damit beginnt das totale Chaos, das sogar auf das Publikum übergreift.
Dieses Paar begegnet im Lauf der Handlung schrulligen Personen: dem Grafen Keyserling (Boffi Freundlinger) und seinen treuen "Lebensgefährten" (Johannes und Willy Spatz). Dazwischen purzelt ein Clown (Christine Mayer) auf die Bühne. Durch Hermine, die Frau des Kommissars (Elisa Spatz), verwirrt sich das Szenario noch mehr. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd der Verbrecher durch ganz Dinkelscherben. Diese wurde von Ulrich Fahrner als Videoshow hervorragend lebensecht konstruiert. So hatten die Zuschauer bis zum nächsten Stück wahrlich eine Verschnaufpause nötig.

Das zweite Drama, "Schatten der Liebe", eine komplette Telenovela von Friedrich Pilsner, wurde von vier Akteuren der Münchner Gruppe "MOTA", Bettina Bauer ("Eine"), Katrin Deininger ("Vroni"), Philipp Maria Aumann ("Hrafnkell") und Philipp Müller ("Günti"/"Pizzamann") in der Regie von Thomas Hertel auf die Bühne gebracht.
Man erlebte Menschen aus dem vielfältigen Alltagsleben. Die Akteure bestachen dabei durch geschliffenen Wortwitz, Humor und zirkusreife akrobatische Leistungen. Fast balletthaft gelang der Tanz eines Betrunkenen auf der Bierbank (Philipp Aumann).
"Eine" kommt neu in eine große fremde Stadt, findet einen Job und eine Freundin, verliebt sich in den reichen Geschäftsmann Hrafnkell. Beide Freundinnen erwarten schließlich ein Kind von ihm. Dann zerstören familiäre Verwicklungen die vermeintliche Idylle. Aus dem sanften Einstieg in eine Liebesbeziehung wird schließlich ein Gang der beiden Protagonisten ins Kloster - mit allen Konsequenzen und keinem Happy End am Schluss.
Weitere Vorstellungen am Freitag und Samstag, 11./12. August, um 20 Uhr bei gutem Wetter vor dem Rathaus, bei Regen in einer Halle der Metzgerei Lutz.

Augsburger Allgemeine, 8. August 2006

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