aus dem "Genfer Tagesblick" vom 12. Juni 1996:

Zugegeben, der Name Servatius Fürutter klingt nicht in allen Ohren gleich gut, aber ist das denn verwunderlich bei einem, der seit Jahren versucht, seine eigene Theatervision zu verwirklichen? Man denke nur an seine gewagte Faustinszenierung am Pirmasenzer Staatstheater, wo er das Geschehen in eine Bauernfamilie zur Jahrhundertwende verlagerte. Damit macht man sich in unserer starren Theaterkultur nicht nur Freunde. Das wußte jeder. Trotzdem wurde er vom Direktor unsreres hiesigen Schauhauses eingeladen, das nicht leichte Stück "Geilana" des Autors F. Pilsner auf die Bühne zu bringen und nicht jeder hatte ein gutes Gefühl dabei. Auch trugen Äußerungen des Regisseurs wie, er werde "diesen Spießern mal zeigen, wo der Bartel den Most holt" oder "Ich bin halt so, ihr kennt mich doch alle am A..." nicht zur Beruhigung der Gemüter bei.
Aber gut, nun ist die Arbeit getan und die Stadt blickte voll gespannter Erwartung der Premiere am 15. Juni entgegen, als urplötzlich und unglaublich die Meldung in der Redaktion einging, das Stück sei abgesagt, ganz einfach ersatzlos vom Spielplan gestrichen.
Interessanterweise ließ sich trotz tiefsten Nachbohrens kein wirklich Verantwortlicher finden. Wie immer sind unter der Hand, inoffiziell ans Tageslicht getragene, mündliche Informationen unsere zuverlässigste Quelle. Es gehe einfach nicht an, daß da Männer auf offener Bühne masturbieren würden, heißt es da, das verletze die Gefühle zu vieler usw. Also nichts Neues.
Wir meinen, das ist doch keine Art, mit Künstlern, wie Servatius Fürutter zweifellos einer ist, umzugehen. Das wirft kein gutes Licht. Aber was will man machen, unser Ruf verhallt sowieso in der Wüste, oder? Wir wissen: Es wird wieder andere geben, die unverstanden weiter ziehen und es wird auch welche geben, die unverdient so viel Beifall ernten, "daß man kotzen möchte", um es noch einmal mit Fürutter zu sagen. Mach weiter, guter Mann, du bist nicht allein!

Josef Reiber

Ein Interview mit Servatius Fürutter

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