Volkstheater im Spitalsaal

"Warten auf Dillinger" von Friedrich Pilsner wird uraufgeführt

Im Dorf herrscht Aufregung: ein Heiratsschwindler treibt sein Unwesen. Kennt man die Opfer, wer ist der Täter? Da unsere Mitbürger aufgeschlossen und mitfühlend (neugierig und schadenfroh) sind, gerät das Heimatidyll schnell durcheinander. Darüber hinaus verliebt sich die neue Kellnerin der Dorfwirtschaft in die Tochter des Hauses. Die Katastrophe scheint vorprogrammiert.

Homoerotik, Travestie; Geld und Moral, Macht und Geborgenheit - die ganze Spannweite pilsnerschen Schaffens verbirgt sich in diesem kleinen Volksstück. Leider konnten wir nicht, wie versprochen (siehe s`Blättle 03/00), den großen Literaturhistoriker Professor Dr. Leyhter Wejzman als Festredner vor der Uraufführung gewinnen. Er weilt bei den alle drei Jahre stattfindenden Pilsner-Wochen in Genua, wo unser Dichter die Zeit seines fruchtbarsten Schaffens erlebt und die meisten Kinder hinterlassen hat. Trotzdem ist es ein Jammer, daß neue Funde aus unserer Umgebung in Italien vorgestellt werden müssen, nur weil mit Ludovico Esscuisito, einem illegitimen Nachkommen Pilsners, ein tüchtiger Mann diesem unvergleichbaren Dichter und Europäer postum eine Plattform schafft. Wo sind die Ur- Urenkel in der Reischenau, die in der Vermarktung Friedrich Pilsners die touristische Tragweite für unsere Region erkennen? Das Zentrum der Pilsnerverehrung muß in dessen Heimat zurückkehren!

Damit dieses kulturell hochwertige Ereignis gebührend gewürdigt und Dinkelscherben zumindest als Partnerstadt Genuas akzeptiert wird, hoffe ich auf zahlreichen Besuch bei den Aufführungen. Für das geistige und das leibliche Wohl ist gesorgt. Abschließend verbleibe ich mit der Frage, die bei dem großen schwäbischen Romantiker immer zu stellen ist: Wird die Liebe siegen oder zieht das unstete Herz weiter auf der Suche nach Glück?

Aufführungstermine sind am 28., 29. April und am 01. Mai um 20 Uhr und am 30. April um 14 Uhr.

Kartenvorverkauf (zum Preis von 9,- DM, ermäßigt 7,- DM) ist bei Otto Weindl, Bahnhofstraße 8-10 und bei Rochus Stiegler Augsburger Straße 9.

Philipp Aumann

(aus: Die Reischenau /2000)